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Iran Tour 2011 - Islamische Republik zwischen Tradition und Moderne
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Wer Interesse an der gesamten Tour und den Geschichten hat und mehr als diese Zusammenfassung erwartet ist herzlich zu meinen Diavorträgen eingeladen. Die Termine werden rechtzeitig auf meiner Homepage veröffentlich.
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Warum Iran als Reiseland? Wie viele weitere Touristen in dieser Gegend wurde auch mir zur genüge diese Frage gestellt, immer wieder verbunden mit den Wörtern fanatisch, Islamisten, Terroristen, Atompolitik und Menschenrechten. All diese Begriffen haben eine gewissen Berichtigung auch in Iran, jedoch hatten wir mit keinem der genannten Begriffe einen Kontakt, noch haben wir von Menschen gehört, dass diese Probleme primär in ihrem Leben existieren bzw. dieses bedrohen. Wer also nun erwartet Schauergeschichten, über Steinigungen und die Flucht vor Al Quaida zu lesen muss ich glücklicherweise enttäuschen und bitten bei Magazinen wie der „Blödzeitung“ nachzulesen. Wie auch schon in anderen von mir bereisten Ländern, haben es die Medien in Deutschland geschafft Iran in ein völlig falsches Licht zu rücken und vergessen das neben Politik in diesem Land auch noch Menschen leben, die teilweise ein sehr einfaches, aber dennoch zufriedenes Dasein haben. Gerade diese Menschen, welche uns unterwegs mit größter Gastfreundschaft begegneten, sind am meisten Entäuscht fälscherlicherweise als Terroristen und Mörder bezeichnet zu werde. Ich hoffe das ich in diesem Beitrag ein völlig anderes Bild von Iran zeigen kann und Menschen davon überzeugen werde bei jedem Zeitungs- bzw. Fernsehbericht über den Mittleren Osten nicht zu vergessen das Politik und Leben nicht immer so engmaschig miteinander verknüpft sind, wie wir es in Europa erfahren.
Unsere Reise beginnt mit einem Flug über Ankara nach Van. Die Stadt liegt im äußersten Osten der Türkei an dem größten Binnengewässer des Landes, dem gleichnamigen Van See. Schon im Landeanflug offenbart sich uns eine fantastische Bergwelt, in dessen Tal ein Azurblauer See liegt. Im Flugzeug befinden sich keine weiteren Touristen, obwohl sich viele Sehenswürdigkeiten in dieser Gegend befinden, fehlt ein Tourismus, wie man ihn vielleicht aus Kappadokien kennt, völlig. Am Fließband warten wir auf unsere Fahrradkartons, die zum größten Teil auch in einem Stück ankommen. Unter der Aufsicht vieler „Helfer“ bauen wir unsere Esel zusammen. Man muss sich erst noch daran gewöhnen, dass man ständig der Mittelpunkt als Radtourist ist und natürlich viele Fragen zu der Tour und natürlich dem Preis der Räder kommen werden. Da wir nicht komplett unerfahren sind, wissen wir darauf schon die passenden Antworten um die Masse zufrieden zu stellen.
Ungefähr 2 Jahre sind seit unserer letzten Tour vergangen, mein Vater ist nun nördlich der 50 und ich habe meinen Uniabschluss fast in der Tasche. Eine gute Möglichkeit für eine solche Reise, um sich ausreichend zu erholen. Doch früher als gewohnt beginnen die Probleme. Wir sitzen noch keine 5m auf den Rändern und schon hat mein Vater den Lenker des Rades in der Hand. Wir sind somit auf ein Taxi angewiesen was uns zu einem Fahrradladen in der Stadt bringt. Zügig beginnt die Demontage des Rades, die Lager fliegen durch die Gegend, Dichtungen fallen in den Staub. Die Werkzeuge werden immer größer, unser Gesichtsausdruck ebenfalls. Die Lager werden mit einem Hammer zusammengepresst und knirschen aufeinander, alles will nicht wieder so recht zusammenpassen. Wir nutzen eine kurzen Moment der Abwesenheit unseres Raddoktors und nehmen die Sache selbst in die Hand. Ich baue die Lager nochmals auseinander und durch leichten druck rutscht alles wieder zurück in seine vorgegeben Position. Wir fuchteln wild mit den Händen als der Hammerwerfer zurück kommt und versuchen ihm zu verdeutlichen das nun alles bestens ist. Den Hammer legt er beiseite und dreht noch eine lange Schraube durch den Steuersatz, welcher die Arretierung der Lager vornimmt. Etwas fertig von dem ersten Schock lassen wir uns den vom Nachbarladen angebotenen Tee schmecken und hören dem kurdischen Besitzer bei seinen Ausführungen über den Nord Irak zu. Da es bereits Nachmittag ist und wir weder Essen noch Trinken einkaufen konnten entschlossen wir uns eine Nacht in der Stadt zu bleiben, alles zu besorgen und erst am nächsten Morgen wieder aufzubrechen. Die billigste Unterkunft bietet das „Öretmen Evi“, das Lehrerwohnheim. Nach endlosen Preisverhandlungen, können wir für 15Euro pro Nacht bleiben. Die Stadt ab sich hat wirklich gar nichts zu bieten was einen längeren Aufenthalt rechtfertigen würde. Wir schlendern durch die Straßen, machen unsere Einkäufe und essen einen Döner mit Salat, Ayran und Fladenbrot. Sofort kommen wir in Gespräche mit den Einheimischen, machen Fotos und beginnen uns langsam wohl zu fühlen. Mir fallen auch mehr und mehr Wörter ein, welche ich auf der 2 monatigen Reise 2008 gelernt hatte.
Am kommenden Morgen brechen wir bei herrlichem Sonnenschein auf. Wir verlassen die Stadt in Richtung Norden, immer dem See folgend. In einem kleinen Straßenlokal machen wir Mittag und setzten uns an einen Tisch, welcher von 2 Gästen belegt ist. Wir reden über das Wetter, den Islam und erfahren, das unser Gastgeber in einem Monat nach Mekka zur Haddsch aufbricht. Es ist die Pilgerfahrt, die jeder Moslem einmal im Leben unternehmen sollte. Stolz zeigt er uns seine Prospekte und erklärt uns das Mohammed das Zähneputzen und Fladenbrotessen geraten hat. Wir fahren am Abend ein paar ruhige Kilometer entlang der wunderschönen Nordseite des Van See. Nach einer weiten Ebene ziehen sich die schneebedeckten Berghänge und Gipfel nach oben. Oberhalb eines kleinen Dorfes wollen wir in dieser schönen Bergkulisse unser Nachtlager aufschlagen. Es dauert natürlich nicht lange und ein junger Mann kommt zu uns. Wir sollen bei ihm im Haus schlafen. Mehrmals lehnen wir ab. Doch ein flehendes „lütfen“ erweicht unsere sturen Herzen und wir gehen mit unter der Bedingung im Garten zelten zu dürfen. Das daraus nichts wird war uns bereits klar. 4 Jungen der Familie bringen uns zu ihrem Hof, die Räder werden im Nachbargebäude abgeschlossen und wir nehmen im großen Zimmer platz. Zunächst gibt es ein paar Runden Tee und ein Dictionary (Englisch Türkisch) was uns die Kommunikation erleichtert. Ab und zu gesellen sich auch mal ein paar schüchterne Töchter der Familie zu uns, verstecken sich jedoch wenn sich einmal die Blicke kreuzen. Wir bekommen ein großes Abendbrot mit Nudeln, Käse, Ei, Ayran, Gemüse und Fladenbrot gereicht. Später gesellt sich ein weiterer Sohn der Familie zu uns. Er ist Frisör und arbeitet in einem kleinen Ort 15km nördlich. Lediglich über meine Frisur wird sich beschwert und seine Anstalten mir die Haare zu schneiden kann ich gerade so abwehren. Gegen 22Uhr kommt der Herr des Hauses von der Arbeit nach Hause. Durch etliche Telefongespräche im Voraus war er natürlich bestens über das Treiben in seinem Haus informiert. Er ist 45 Jahre alt und die schwere Arbeit auf dem Feld ist in sein Gesicht geschrieben. Müde setzt er sich zu uns, wir tauschen noch ein paar Wörter aus, bevor die Nachtruhe eingeläutet wird. Wir schlafen zu fünft in dem Zimmer. Betten im europäischen Sinne gibt es nicht. Als Unterlage dienen Rollmatratzen und Wolldecken.
Gut ausgeruht, nach einem super Frühstück und einem kleinen Rundgang durch den stolzen Hof mit Kühen, Ziegen, Hühnern und Truthähnen bedanken wir uns bei der Familie und machen uns bei sonnigem Wetter in Richtung Berge. Über das kleine Dorf Muradiye, vorbei an den Wasserfällen, erreichen wir das auf einer Hochebene gelegene Caldiran. Eine herrliche Bergwelt begrüßt uns. Auf dem Eingangsportal der Stadt befinden sich zwei Bilder einer Landkarte. Zum einen die Formen von „Kurdistan“ und die Umrisse der Türkei, beide hinterlegt mit dem Zeichen der kurdischen Sonne. In einem kleinen kaufe ich ein, während mein Vater die Massen um uns herum in Zaum hält. Als ich zurück komme, steht ein kleiner dicker Junge vor ihm und schreit „Kudistan Kurdistan“. Nach jedem Ausruf bekommt er von einem Mann aus der Masse einen kräftigen Schlag mit der Handfläche auf den Hinterkopf. Scheinbar hat er schon viele davon bekommen, denn es hält ihn nicht davon ab weiter umher zu schreien. Hinter dem Ort öffnen sich die Berge zu einer riesigen Hochebene auf über 2000m Höhe die es zu queren gilt. Wir holen Wasser in einem zerfallenen Haus und erfahren dort, das es bald steil bergan an geht. Bevor wir die „Rampa“ erreichen, fahren wir durch viele armselige, jedoch irgendwie idyllische Dörfer. Da es so gut wie keinen Baumbestand gibt und die Winter sicherlich sehr lange und kalt sind, befinden sich vor den Häusern turmartige Gebilde, aus dem was Kühe nach der Verdauung vom Gras übrig lassen. Ganze Ringwälle sind so um die jeweiligen Häuser geschichtet. Wir befinden uns nun parallel und nur wenige Meter entfernt von der iranischen Grenze. Auf den Bergen befinden sich türkische Posten und Panzer stehen mit erhobenen Kanonen in Verstecken. Hinter einer Kuppe befindet sich eine Militärkontrolle, die jedoch von uns nichts wissen will. Ich beobachte wie LKWs genau unter die Lupe genommen werden um den Schmuggel über die Grenze nach Iran zu erschweren. Kurz vor der Passhöhe befinden sich noch Dörfer in bis zu 2400m Höhe. Auf Grund meines schlechten Trainigszustandes falle ich weit zurück hinter meinen Vater, man merkt ihm seine 52 Jahre, zumindest sportlich, nicht an. Ich beise in den Lenker und versuche irgendwie hinter her zu kommen. Es nützt nichts, er ist als erster oben auf 2644m. Wir stehen in der Scharte eines über 3000m hohen erloschenen Vulkans. Rechts und links der Berghänge kann man noch gut die Magmaflüsse zwischen dem metertiefen Schnee erkennen. Alles wirkt wie eine Mondlandschaft, das aufziehende Regenwetter tut sein übriges dazu. Der aufkommende starke Wind und Regen lenken uns von unserer Siegesfeier ab. Wir ziehen alles an was wir in den Taschen haben und versuchen ein paar Höhenmeter aus der Eiseskälte zu entfliehen. Kurz darauf wird der Wind, nun gemischt mit heftigem Schneefall, so stark das wir uns nicht mehr auf der Straße halten können. Wir pressen unsere Räder an die Leitplanke und warten ab bis sich der Sturm etwas gelegt hat. Der Dank für diese Strapazen ist beim darauf folgenden Sonnenschein, ein herrlicher Regenbogen über einem kleinen kurdischen Dorf mit einem kurzen Blick auf den Ararat, bevor wieder alles in Wolken verschwindet.
Die Passfahrt hat alles von uns zum ersten abverlangt. Wir sind müde und suchen uns nach dem Kampf gegen einen bissigen Hund auf einer Wiese eine Übernachtungstelle. Müde aber glücklich genießen wir die Abendsonne, im nun so friedlichen scheinenden Kurdistan.
Der nächste Morgen bietet für uns eine riesen Überraschung. Alle Wolken sind verschwunden, die Sonne scheint und so genießen wir unseren Kaffee in wunderschöner Steppenlandschaft mit Blick auf den 5137m hohen Ararat. Nun kann man sich gut vorstellen, warum die Menschen noch bis ins 19.Jh. glaubten hier den höchsten Berg der Welt zu sehen. Geradezu majestätisch erhebt er sich weit aus den umgrenzenden hohen schneebedeckten Bergen als ob diese nur wenige Meter hoch seien. Was für eine Flut muss da nötig sein um seine Arche am Gipfel aufzuhängen? Mit Blick auf den Bergriesen fahren wir durch kleine kurdische Dörfer und erreichen nach 2h das Städtchen Dogobayazit, 40km vor der iranischen Grenze. Schon 2008 als ich das erste mal die Weiten der Türkischen Bergwelt durchkreuzte träumte ich davon den als, Neuschwanstein der Türkei, bezeichneten Isaak Pascha Palast zu besuchen. Leider wurden meine Pläne damals durch eine Entführung deutscher Touristen durch die PKK durchkreuzt, wodurch ich in Syrien landete. Diesmal sollte wir aber unsere Chance bekommen. Im Ort angekommen fallen viele verbrannte Autoreifen am Straßenrand auf. Zu dem kommen viele aufgebrachte Jugendliche welche wild auf dem Moped umher fahren, uns anschreien. Kurdistan Kurdistan.... . Im Zentrum erfahren wir, das es heute und die nächsten Tage wieder heftige Kämpfe zwischen Kurden und den türkischen Sicherheitskräften geben wird. All das wird uns mit einer euphorischen Kampfstimmung vorgetragen. Warum diese Menschen nicht nur halb so viel Energie in den Tourismus der Region stecken bleibt uns schleierhaft. Wie kann eine Region mit einem so imposanten Berg und geschichtsträchtiger Umgebung so vom Tourismus verlassen sein. Es gibt kaum ein vernünftiges Hotel, noch Zeltplatz. Die Stadt lädt mit ihrem verranzten Bild kaum zum verweilen ein. Ein cleveres Engagement mit der türkischen Regierung, würde den Kurden viel schneller den gewünschten Aufschwung bringen. Rufe nach ihrem ideologisch existierenden Kurdistan, sowie brennende Autoreifen und aggressive Stimmung hingegen bringen nichts als Ablehnung mit sich. Ich bin ein wenig verärgert wenn ich sehe wie sich ein Volk und ihren Kindern die Zukunft verbaut und uns mit „Hello Money“ ansprechen. Das Geld liegt fast auf der Straße, kann jedoch durch Verblendung nicht erwirtschaftet werden. So viel zum Thema Kurdistan. In den nächsten Wochen sollen wir jedoch eine andere Seite dieses Landes, als Provinz Kurdistan in Iran kennenlernen.
Da wir nicht genau wissen wie die nächsten Tage wegen Demonstrationen ablaufen werden, kaufen wir ordentlich ein und fahren die Serpentinen hinauf zum Isaak Pascha Palast. Von hier werden wir eine sichere Entfernung zu den Hitzköpfen in der Stadt haben, sowie die Möglichkeit den Ort durch die Berge in Richtung Iran zu verlassen. Unser Zelt bauen wir direkt am Café Isaak Pascha Parasut auf, mit Blick auf die attraktive Palastanlage. Sofort kommen wir mit einem Kurden ins Gespräch und befragen ihn zu den aktuellen Ereignissen. Auch er ist davon überzeugt das diese Demos nicht bringen und ausschließlich von Idioten organisiert und durchgeführt werden. Wir besichtigen am Abend den sehenswerten Palast und machen eine Wanderung in die umliegenden Berge. Auf einem Parkplatz am Ostende des Tals haben sich noch mehr vor den Krawallen in der Stadt in Sicherheit gebracht. An Grillstellen dampfen die Öfen und wir werden zu Shisha und Tee in ein Zelt gewunken, jedoch setzen wir unsere Wanderung fort und genießen den Ausblick auf Dogobayazit, den Palast und die herrliche Bergwelt um den Ararat. Bei herrlichem Sonnenschein genießen wir unser Efes Pils und reden noch mit einer Gruppe türkischen Jugendlichen, welche sich an den Nachbartisch gesellen.
In der Nacht geht ein starker Regen auf uns nieder, sodass auch am nächsten morgen nichts vom Palast und den Bergen im Hintergrund zu erkennen ist. Schade das wir bei so schlechtem Wetter am Ararat vorbei fahren und nichts von ihm sehen. Am Nachmittag erreichen wir deprimiert, durchgeweicht und müde den Grenzort Gürbulak. Meine Eindrücke schreibe ich im Tagebuch wie folgt nieder(Ode an Gürbulak oder Der Hölle ganz nah ):
Nach 40km Gegenwind, Regen und LKWs auf einer einspurigen Straße erreichen wir den Grenzort Gürbulak. Ja, es sieht hier so aus wie sich der Name des „Dorfes “ anhört. Es könnte auch der Name eines Bösewichtes aus einem Action Film sein. Vorbei an kilometerlangen LKW Schlagen, überfahrenen Hunden und bettelnden Kinder geht es weiter. Die Hunde welche uns verfolgen machen auch kein Lebendigeren Eindruck, alles ist genervt von dem langen Warten. Die ersten Häuser kommen in Sicht. Die Fensterscheiben zum Teil eingeschlagen, dunkle Gestalten schauen trist aus den Fenstern. Die Plattenbauten haben eine graue Farbe, wie die Stimmung in uns. Die Bäume vor den Häusern sind kahl, wahrscheinlich werden sie nie Blätter tragen. Brauchen sie auch nicht, den Ersatz bieten dicke schwarze Krähen, die ihre Schreie ausstoßen. Am Grenztor warten wir,es geht nicht weiter für uns. Keiner weiß warum wir warten müssen. Nichtmal die Grenzbeamten. Als uns der Regen ausreichend durchgeweicht hat dürfen wir die Abfertigung betreten, alles geht schnell. Durch tiefe Wasserlöcher fahren wir in die abgeranzte Grenzstadt Bazergan. Jule Vernes sollte den Eingang zum Mittelpunkt der Erde vielleicht an die Türkisch Iranische Grenze verlegen, Island scheint mir trotz rauem Wetter viel zu freundlich zu sein. Im Internetkaffee bekommen wir ein freundliches „Heil Hitler“ hinterher gerufen. Wir sind am Rand der Erdscheibe angekommen, noch einen Schritt weiter und wir fallen runter in die Hölle und können dem zuvor gepriesenen persönlich die Hände schütteln.
Trotz der düsteren Gedanken finden wir ein nettes Hotel, wir haben keine Lust mehr weiter zu fahren. Wir sind endlich im Iran. Den Abend verbringen wir mit Wäsche waschen und gehen in ein Kebab Haus, wo wir überaus freundlich empfangen werden.
Am nächsten Tag ist alle Trübsinnigkeit verflogen. Wir bekommen ein tolles Frühstück und freuen uns über das perfekte Wetter. Auch der Ararat mit seinem kleinen Nebengipfel sind zu sehen und erheben sich hinter Bazergane. In eine Bäckerei kaufen wir Brot und bekommen viele Fragen von dem Menschen gestellt. Sie freuen sich sehr das es wiedereinmal europäische Touristen geschafft haben und ihr Land besuchen. Dick bepackt verlassen wir das kleine Städtchen und biegen nach 10km rechts auf eine kleine Bergstraße in Richtung Chaldiran ab.
Die entgegenkommenden Autofahrer geben uns Zeichen das wir nicht weiter fahren sollen, jedoch verstehen wir nicht warum wir nicht weiterfahren sollen. Durch die Grenznähe und die bergige unübersichtliche Region tippen wir vielleicht auf PKK oder andere politische Probleme. Kurze Zeit später hat das Raten ein Ende, sie wollten uns lediglich darauf hinweisen das ein steiler Berg bevorsteht und wir besser die 300km Umweg nehmen sollten als mitten hindurch zu fahren. Das Wetter entspannt sich zunächst, bei milden Temperaturen entdecken wir am Horizont auf einer beeindruckenden Hochebene ein Dörfchen. Eine ruhige Dorfgemeinschaft empfängt uns, ja nahezu routiniert und völlig unbeeindruckt zeigt man uns den Weg hinaus zu einem Großen Portal welches uns mit „Have a nice trip“ verabschiedet. Wir verlassen die Gegend bei bestem Wetter und Sonnenschein. Immer wieder überholt uns ein und der selbe PKW, parkt am Straßenrand, lässt uns passieren und überholt wieder. Einer von vielen Momenten in Iran, wo wir uns beobachtet und kontrolliert fühlen. Wir lassen uns nichts davon anmerken, grüßen zum 100. Mal zurück. Kurz darauf ist nicht nur die Sonne verschwunden und es beginnt zu Regnen, sondern auch unser Begleiter sucht das Weite. Auf einer kleinen Anhöhe ziehen wir unsere dicken Sachen und Regenmäntel an, es beginnt zu schneien. Wir versuchen daher zügig über eine schlammige Piste das Hochplateau zu verlassen um ein paar Höhenmeter nach unten zu reiten. Wir folgen in der herrlich warmen Abendsonne einem kleinen Tal, die Umgebung lässt die Strapazen des Tages vergessen und reinigt die Seele vom Ärger über den Regen und die Kälte.
Die nächsten Wochen führen uns immer entlang der Irakisch-Iranischen Grenze nach Süden in die ehemalige Hauptstadt der autonomen Republik Kurdistan. Mahabad. Von der machen wir einen Abstecher nach Hasanlu und dem gleichnamigen Siedlungshügel (Tepe) aus mannäischer Zeit. Eine schöne Begegnung haben wir mit den dortigen Dorfbewohnern welche uns die ganze Breitseite der iranischen Gastfreundschaft präsentieren. Wir können uns nicht mehr vor deren Hilfsbereitschaft retten, bekommen Essen, Decken und Tee geschenkt bis in unserem Zelt kaum noch Platz zum Atmen bleibt. Am nächsten Morgen beginnen wir früh alles wieder an Ort und Stelle zurückzugeben, aber keiner scheint sich mehr für seine Dinge verantwortlich zu fühlen.
Von Hasanlu aus machen wir einen Abstecher zum UNESCO Weltkulturerbe des Takt-e-Soleyman und weiter nach Hamadan, Qom und Teheran.