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Balkan Tour 2005
Statistik:
Gesamtstrecke: 3500 km
Gesamtzeit: 35 Tage
Maximale Tagesetappe: 190km
Höchste Temperatur beim Fahren: 40°C
Niedrigste Temperatur: 7°C
Durch Deutschland
Nach mehr als einem halben Jahr Vorbereitungen verlies ich am 14.06.2005 um 8 Uhr meinen Heimatort Empfertshausen/Rhön. Mein Ziel für den ersten Tag war der Werratalradweg, welchem ich bis nach Kloster Vesra folgte. Die erste Übernachtung machte ich in noch bekannter Umgebung an der Ratscher Talsperre. Nach 92km und 5h habe ich das erste Tagesziel erreicht und baue mein Zelt auf.Es dauerte nicht lange, da sprach mich ein Mann an: Ik meen du hast au wat größeres vor?!? Es war Eddie aus Berlin, welcher mit seinem Fahrrad in die Schweiz und nach Frankreich zur Tour de France unterwegs war. Wir redeten noch bis zum Sonnenuntergang, wie das so bei Reiseradlern üblich ist, und er erzählte mir begeistert von Rumänien.
Am nächsten morgen verabschiedeten wir uns und jeder brach in seine Richtung auf. Für mich ging die Route zunächst nach Eisfeld weiter und von dort, leider auf einer Bundesstraße, bis in die Innenstadt von Coburg. Ich hatte dort in einer Bäckerrein Frühstück gegessen und die Verkäuferin total geschockt als ich ihr von meinem Vorhaben erzählte und sie erfuhr, dass ich auf dem Weg nach Kroatien bin. Sie meinte noch während ich ging:Rufen sie mir ja heute Abend ihre Mutter an. Ich erreichte später den Main bei Lichtenfels und fuhr weiter über Mainleus nach Kulmbach. Schließlich erreichte ich den Campingplatz in Stadtsteinach nach 112km und fiel sofort in den Schlaf!
Am nächsten Morgen erreichte ich Bayreuth, ich, mein kleines blaues Fahrrad und eine zweispurige Straße. Durch die Hilfe eines netten Passanten, konnte ich größere Gefahren abwehren und erreichte wenig später Speichersdorf. Von dort ging es auf kleinen Straßen bis zum Campingplatz in Kleinkotzenreuth. Auch der nächste Tag verlief ruhig und brachte mich in die wunderschöne Gegend der Oberpfälzer Seenplatte und einen noch schöneren Zeltplatz am Murner See.
Weiter führte mich meine Route, bei herrlichem Sonnenschein, dem Fluß Regen entlang. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit erreichte ich sehr schnell Regensburg. Ich suchte mir dort einen Campingplatz, verstaute meine 7 Sachen und machte mich auf die Stadt zu besichtigen. Da es sehr heiß war, entschied ich meinen Körper mit einem herrlich kühlen Weißbier zu erfrischen (Ich bin ja schlieslich in Bayern und da ist das Pflicht!). Zurück am Campingplatz, treffe ich Pit und John aus Holland, welche mit ihren Rädern nach Prag unterwegs sind. Wir redeten lange und sie erzählten mir vile über ihre Tour nach Santiago de Compostella.
Weil ich die Stadt mit dem vielen Verkehr satt hatte machte ich mich auf und fuhr in einem Tag von Regensburg bis nach Passau 150km. Kurz vor dem Tagesziel traf ich einen Reiseradler, welcher mich sofort zu einem Bier einlud. Dabei vergassen wir die Zeit und quatschen bis es dunkel wurde. Trotzdem erreichten wir noch die Stadt und bauten unsere Zelte direkt am Ufer der Itz auf.
Nach einer kurzen Stadtbesichtigung machte ich mich auf und wechselte auf die österreichische Seite und folgte dem oft sehr geraden Inndamm in Richtung Süden. Kurz hinter Burghausen war es dann endlich so weit und ich sah die Alpen. In Tittmoning errichtete ich mein Nachtlager, mit Blick auf die Alpen.
Heute geht es endlich hinein in die Berge. Ich fahre zunächst in Richtung Freilassing. Nach 5 Minuten Fahrt traf ich einen Reiseradler, welcher mich bis an den Alpenrand begleitete und wir uns dann verabschiedeten, da er auf dem Weg nach Frankreich war. Wir wünschten uns beide viel Glück und er fragte mich ob ich mir sicher bin, das ich da mit dem Fahrrad drüber will. Ohne Zweifel erreichte ich Bad Reichenhall und später auch den Campingplatz in Unken, wo ich noch ein paar wichtige Einkäufe erledigte.
Der nächste Tag war als Ausruhtag geplant und so machte ich nur 60km. Nach 3,5h erreichte ich Zell am See und legte mich entspannt zurück, schließlich stand ja für den nächsten Tag der Großglockner Pass auf dem Programm.
Überquerung des Zentralalpenkammes
Schon früh am morgen(4.45Uhr) radelte ich los, zunächst nach Bruck und von dort hinauf zu dem vorerst letzten Ort Fusch. Dort traf ich eine Gruppe Rennradfahrer, welche mir mit so viel Gepäck die Überquerung nicht zutrauten. Ich ließ mich nicht einschüchtern, überholte diese sogar am Berg und machte mich auf den Pass zu erklimmen. Gut warm gefahren erreichte ich den Hochmais auf 1856m, wo ich eine kleine Pause machte. Ich etwas erschöpft kam ich nach 3h am Fuscher Törl auf 2400m an. es dauerte nicht lange, da kam schon eine Frau und brachte mir Wasser und Müsliriegel, welche ich übrigens schon die gesamte Passfahrt aus Autos gereicht bekam. Neben der guten Verpflegung die ich von netten Leuten bekam, musste ich auch oft auf Familienfotos oder Reisegruppenbilder Modell stehen. Nachdem ich noch einen Bus Omis aus der Heimat traf, führte mich die Straße zunächst wieder 200 Höhenmeter bergab, bevor ich die Passhöhe am Hochtortunnel (2504m) erreichte. Von dort aus geht es fast nur noch bergab bis Heiligenbluth und am Zeltplatz ging für die nächsten 2h bei mir gar nichts mehr. Ich legte mich in einen Vorgarten, baute weder mein Zelt auf noch meldete ich mich an.
Da mir das Aufstehen am Tag nach der Hochalpenstraße nicht so einfach fiel, brauchte ich erstmal ein ordentliches Frühstück und einen Kaffee, also zurück nach Heiligenbluth. Weiter ging es gut gestärkt dem Mölltal entlang bis Winklern. Von dort aus überquerte ich den Iselsbergpass und fuhr als Belohnung 600 Höhenmeter bergab nach Lienz. Bei extremer Hitze folgte ich dem Drautalradweg bis zum Abend nach Spittal. Da ich sehr müde war, freute ich mich auf einen ruhigen Schlaf am Campingplatz…nichts…eine Fußballmanschaft bereitete sich, auf ihr Spiel am nächsten Tag, mit viel Alkohol vor. Wer das Spiel gewonnen hat weiß ich nicht, aber die Mannschaft, von der am nächsten morgen 4 Spieler in Bierresten eingehüllt vor meinem Zelt in der Hecke lagen, bestimmt nicht!!!
Trotz des geringen Schlafs der letzten Nacht erreichte ich Villach über Paternion in nur 2h. Nun wollte ich so schnell wie möglich hinein nach Slowenien, in ein Land von dem ich nicht viel bisher wusste.
Der Wurzenpass – hinein nach Slowenien
Doch so einfach bekam ich das neue Land nicht geschenkt, da ich den Wurzenpass wählte. Nach 60km Tagesetappe erreichte ich den Pass mit verdammten 18% Steigung. 6km bis zur Passhöhe hören sich vielleicht nicht viel an, aber ich brauchte stolze 3h bis ich die Passhöhe, sowie den Grenzübergang auf 1073m erreichte. Ich verabschiedete mich von den neugierigen österreichischen Grenzbeamten und hinein in die Republik Slowenien. Ich erreichte nach einer halben Stunde Kranjska Gora, wo ich mir eine große Stange Geld holte 25000 Tollar. Gezeltet wurde mit Blick auf die Zacken der Julischen Alpen und dem Triglav Narodni Park. In der Nacht tobte ein heftiges Gewitter über mir, mit Haselnussgroßen Hagelkörnern. Mein Hilleberg Zelt hielt aber alles prima von mir ab.
Über den Vrsic – Pass ins Soça Tal
Heute fuhr ich zunächst zurück nach Kranjska Gora und informierte mich über den bevorstehenden Pass. Und schon gings los, mit nur 14% Steigung eigentlich gnädig wenn ich an den Vortag denke. Ich wurde während der Fahrt heute von erstaunlich vielen Slowenen gegrüßt, ein nettes Volk eben. Nach 2h erreichte ich die Passhöhe auf 1611m. Eigentlich wollte ich hier oben Mittag kochen, aber ein Reisebus mit Japanern hielt hinter mir. Eine Hurde rannte sofort auf den armen kleinen Kerl mit den dicken Packtaschen zu, welcher wütig sein Zeug zusammen packte und verschwand. Ich rettete mich aus dem Blitzlichthagel in dem ich ein Paar Kehren bergab fuhr und dort Mittag machte. Ich ärgerte mich nicht lange über diesen rücksichtslosen Japaner und fahre hinab ins Soça Tal, das schönste Tal Europas, wie der Reiseführer schwärmt. Immer wieder passiere ich Stellungen und Bunker aus dem 1. Weltkrieg in dem dieses Tal eine entscheidenden Rolle spielte und die Möglichkeit für einen Blitzkrieg bot. Das es noch früh am Tag ist entscheide ich mich für eine 5km lange Wanderung zur Quelle des Soça. Nach 20min durch den Kalkstein der Julischen Alpen erreiche ich die Izmir Soça. Aus einer Höhle im Fels entrinnt glasklares hellblaues Wasser und stürzt gleich einen Wasserfall bergab. Die letzten Kilometer für diesen Tag folge ich dem Fluß bis zu einem herrlich Campingplatz in Trenta. Den Abend verbringe ich bei einem slowenischen Ehepaar welches mich einlud. Sie erzählten mir viel und stolz über ihr kleines Slowenien und zeigten mir einige Adressen wo ich übernachten könne. Später, als ich den Ort des Bekannten, welchen ich besuchen wollte suchte stellte sich heraus, das sie ihn falsch in die Karte eingezeichnet hatte und er 20km östlicher lag.
Der nächste Tag führte mich wieder hinaus aus dem engen Dolina Soça hinein in eine hügelige Mittelgebirgslandschaft. Ich besichtigte einen Soldatenfriedhof kurz vor Bovec und machte einen kurzen Abstecher zur Kluže Korta, einer alten Festung aus dem 1. WK, welche mit ihren grauen Mauern und dünnen Sehschlitzen etwas gespenstisch auf dem Berg sitzt. Vorbei an Kobarid geht es bei großer Hitze hinunter nach Tolmin wo ich in einer Pizzeria ein super Mittag bekam. Wegen des heißen Wetters, wollte ich eigentlich in Idrija bleiben, doch gab es dort keine Unterkunft. Eine Gruppe bekiffter Punks bot mir ein Platz bei ihnen an, ich machte mich ab nach Logatec, wo ich bereits die 160 Tageskilometer überschritten hatte. Schließlich nahm ich mir ein Zimmer 25km nördlich von Postojna und schlief die erste Nacht seid Beginn meiner Tour in einem richtigen Bett.
Die Tropfsteinhöhle von Postojna
Nach einem guten Frühstück bei Familien Žigon verließ ich meine Unterkunft im Örtchen Grcarevec in Richtung Postojna (Adelsberg). Nach ca. 1h Fahrt versagte meine Vorderradbremse und die erste und einzige Reparatur der Reise war notwendig. Eine kleine Schraube hatte sich gelockert. Kurioser weiße passierte alles in Höhe eines Friedhofes. Ein schlechtes Omen? Ganz und gar nicht, sofort versammelte sich ein paar Menschen um mich und sahen mir bei der Reparatur zu. Nach 15min konnte ich meine Reise fortsetzen und fuhr zunächst zur Höhle „Planinska jama“, welche aber leider erst um 15 Uhr öffnete, also blieb mir nichts anderes übrig als die große Höhle von Postojna zu besichtigen. Auch nicht so schlimm, denn dort ist gleich ein Zeltplatz. Ich machte mich auf in die hektische Stadt, baute mein Zelt auf, packte meine 7 Sachen ein und machte mich auf den Weg zur Höhle. Leider vergaß ich einen Pullover und so wurde es sehr kalt bei 8° in dem mit 16km Länge größten Höhlensystems Europa. Ich wanderte also mit T-shirt und kurzer Hose durch das atemberaubende Tropfsteinhöhlenbild. Am Abend legte ich mich früh schlafen, ich wollte ja schließlich am nächsten Tag das Meer endlich erreichen.
Kroatien
Früh am morgen gings los, zunächst in die Stadt und von dort nach Rakek. Ich erreichte von dort aus noch über eine Asphaltstraße Cerknica. Ab jetzt gab es nur noch eine geschotterte Piste, welche mich bis zur kroatischen Grenze bringen sollte. Vorbei an dem Cerkniska jezero, einer typischen Karsterscheinung erreichte ich durch viele kleine schöne Dörfer die Grenze. Weiter ging es durch den Risnjak Nationalpark und ich erreichte nach einer langen Abfahrt Crni Lug. Die Gegend hatte sich ab der Grenze stark verändert. Vorallem fiel mir allerdings die teilweiße völlig verarmten Orte auf die ich durchquerte. In Mrzka Vodice sah ich eine Frau und ihr Kind, wie sie etwas Essbares in einer Mülltonne suchten. Diese Begegnung brachte mich immer wieder sehr zum Nachdenken. Später in Bosnien sollte ich erneut mit der Armut konfrontiert werden.
40km weiter war es dann endlich so weit und ich erblickte völlig überrascht das Mittelmeer. Völlig euphorisch nahm ich eine lange Abfahrt bis in die Innenstadt von Rijeka, setzte mich an die Strandpromenade und feierte mit Pizza und Bier meine Ankunft an der Adria. Ich hatte schließlich eines meiner gesteckten Ziele erreicht und war nach 1535km endlich and der Küste.
Entlang der Adriaküste
Die nächsten Tage wollte ich einfach ein bisschen nen Ruhigen machen und langsam der Küste nach Süden folgen. Also fuhr ich über eine Brücke auf die Insel Krk, ging dort baden und machte mich am nächsten Tag weiter mit der Fähre auf Rab. Dort zeltete ich direkt am Meer und wurde von einem Regenwetter überrascht. Vom Süden der insel ging es am nächsten Tag zurück ans Festland und auf der Küstenstraße nach Norden in den Ort Sv. Juraj.
Nach 4 Tagen mehr und Tourismus, hieß es Abschied nehmen und die Berge nahmen mich wieder in ihre Obhut. Die 130km bis zu den Plitvitzer Seen wollte ich in einem Tag fahren. So machte ich mich auf, vorbei am Heiligtum der Mutter Gottes nach Otocac und damit in ehemaliges Kriegsgebiet. Die ersten Minenfelder begannen hinter der Stadt und obwohl ich wusste was auf mich zukam war ich geschockt. Vorbei an zerstörten Häuser und Dörfern, welche seit 10 Jahren verlassen wurde wurde mir alles erstmals bewusst. Ich freute mich auf ein Café, welches auf den nächsten Ort verwies. Dort angekommen, war es völlig zerschossen. Ich kehrte also völlig deprimiert die Scherben von dem Tisch und packte dort, da ich ja keine Bedienung zu erwarten hatte, mein Brot aus.
Auf der Weiterfahrt, überholte mich ein Auto hupend, eine junge Frau sprang raus, drückte mir eine Flasche Wasser in die Hand und verschwand wieder bevor ich überhaupt danke sagen konnte. Völlig verstutz fuhr ich weiter und ein Schild des Nationalparkes warnte mich vor Bären. Da es schon spät war, konnte ich nicht mehr in den Park, da die Tore geschlossen waren. Also kletterte ich über den Zaun und staunte nicht schlecht, als ich hinab blickte. Ich freute mich schon auf den nächsten Tag, wenn ich endlich da durch wandern konnte. Mein zelt baute ich auf einem Campingplatz im Süden auf, direkt neben einer belgischen Familie, welche sofort angesprungen kam und mir Pfannkuchen machte. Es war nicht das erste mal, das ich zum Essen eingeladen wurde, ich muss schrecklich mager ausgesehen haben. Auch schon an der Kroatischen Küste bekam ich Abendbrot von verschiedenen Familien gemacht.
Den nächsten tag widmete ich voll und ganz dem Nationalpark und lief so ziehmlich alle Wege ab. Ich war sehr beeindruck von dem herrlich blauen Wasser und den vielen Kaskaden, die von den Bergen stürzten. Ich wanderte durch herrliche Buchenwälder, die ich so nicht erwartet hatte und erreichte nach fast 30km Fußmarsch den Campingplatz.
Unter Allah – hinein nach Bosnien und Herzegowina
Am nächsten Tag entschloss ich mich nach Bosnien-Herzegowina zu fahren, da ein Bauer in Kroatien von diesem Land schwärmte. Ich wollte unbedingt die muslimische Kultur kennenlernen. Nachdem ich die Grenze bei Izacic passiert hatte empfingen mich bereits schon die ersten Kinder, welche neben mir hersprangen und durch das ganze Dorf begleiteten. Vorbei ging es an wunderschönen Mocheen. Ich war sofort begeistert von dem Land, zumal sich eine völlig neue und mir weitgehend unbekannte Kultur eröffnete. Nach einer Weile gings hinein in die erste Stadt Bihaç, wo mir ein jugendlicher auflauerte. Wir sprachen lange und über so ziehmlich alles was man nur denken kann. Er begleitete mich durch die ganze Stadt und wir wurden richtig gute Freunde. Ich habe bis heute Kontakt zu ihm. Am Abend verabschiedete ich mich von ihm, wir tauschten Adressen und Handynummern und ich folgte der Una hinein in das Land. Meine Weiterreise führte mich später in serbisches Gebiet und ich war, da ich kein Russisch in der schule hatte, völlig überfordert mit den kyrillischen Schriftzeichen, die alle Wegweiser schmückten. Irgendwie schaffte ich es aber immer wieder den richtigen Weg zu finden. Immer wieder sah ich, wie sich christliche Kirchen und Moscheen auf den Flussseiten des Grenzflusses provokativ gegenüberstanden. Da es plötzlich begann stark zu regnen war ich gezwungen, da zum wildcampen zu viele Minen rumlagen, ein Hotelzimmer zu nehmen, was eine extrem geruhsame Nacht versprach.
Am nächsten Tag war wieder herrlicher Sonnenschein. Somit folgte ich der una, mal auf kroatischer, mal auf bosnischer Seite bis nach Dubica, wo die 2000km Marke erreicht wurde.Ich packte ein Pappschild aus, welches seit Bosnien in Vorbereitung auf diesen Tag in meiner Packtasche lag und schrieb 2000km darauf. Es fuhr von nun an hinten mit. Und wurde nach ein paar Kilometern, der Aktualität wegen, mit der Aufschrift „Peace no war“ verzeichnet, was in der Bevölkerung großen Zuspruch fand! Es passte auch perfekt zu der Gegend. Denn gerade zwischen Lipik und Novska war die Zerstörung enorm. In Lipik waren die Schmerzen im linken Knie auf einmal so groß, dass ich mich entschloss erneut ein Zimmer zunehmen. Ich handelte ein Zimmer von 48€ auf 25 und kam in einen verlassenen Krankenhaus unter. Wie passend!Ich war nun völlig allein in einem rießigen Gebäude. Nachdem ich alles, von Schmerzmitteln bis Salbe genommen hatte, im Sinne von viel hilft viel, wurde ich plötzlich ganz schrecklich müde und wachte erst am nächsten Tag um 8 Uhr mit Klamotten im Bett wieder auf. Frühstück gab es im Hotel…wie vornehm… und schon konnte ich meine Reise ohne schmerzendes Knie, nach dem Drogenexzess fortsetzen.
Ungarn
Nach einer hügeligen Strecke erreichte ich den schönen ort Virovitica und nach einer halben Stunde den Grenzübergang bei Barcs. Ein Grenzbeamter machte ein Foto von mir und hinein nach Ungarn mit mir. Das erste was ich sah, war ein Trabant 1000, ich freute mich, endlich wieder im Osten! Nachdem ich die Drau wiedereinmal überquert hatte ging es hinein in die ungarische Tiefebene.Vorbei an Csokoyavisont erreichte ich das Kurbad in Nagyatád.
Der nächste Tag führte mich nach Norden, immer dem Balaton entgegen. Je näher ich diesem kam, umso stärker wurde der Verkehr. Vielleicht war ich auch zu verwöhnt vom Norden Kroatiens. Ich erreichte den Balatonradweg und fuhr dem Ufer entlang bis zum Zeltplatz. Da das Wetter sehr schlecht war und ich etwas enttäuscht von der braunen Brühe des Baltons war ging es den nächsten Tag weiter. Zu allem Übel gab auch noch meine Canon Spiegelreflexkamera den Geist auf und so gab es erstmal keine Bilder mehr bis Bratislava. Ich besuchte ein Volksfest im Norden Ungarns und machte mich weiter zum Neusiedlersee.
Ein kurzer Abstecher nach Österreich, weiter geht’s in die Slowakei
Am nächsten Tag erreichte ich Sárvár wo es sehr stark zu regnen begann. Jedoch kurz hinter der österreichischen Grenze empfing mich schon wieder strahlender Sonnenschein. Und ich machte mich am nächsten Tag auf nach Bratislava, der Hauptstadt der Slowakei. Der Donauradweg brachte mich ins Zentrum, wo ich mir eine neue Kamera zulegte. Nach einer ausgiebigen Stadtbesichtigung ging es wegen dem starken Regen weiter Richtung Norden. Als ich in Malacky pitsch nass war und ich beim handeln im Hotel diesmal nicht viel erfolg hatte, wurde ich mit einem lächeln auf ein anderes Hotel verwiesen. Es entpuppte sich später als Hotel und da ich keinen Bedarf an Frauen hatte, konnte ich extrem kostengünstig übernachten. Ich fragte an der Bar nach etwas Zeitung um meine Schuhe auszustopfen, er drückte mir eine Pornozeitung in die Hand und sagte viel Spaß. Ich fragte ihn ob diese nicht zu schade seinen für die Schuhe und er meinte, dass ich sie auch an die Wand hängen können. Ich machte mich also zurück zu meinem Zimmer, wo bereits 3 leicht bekleidete frauen im Flur warteten und so verschwand ich schnell alleine in meinem Zimmer.
Tschechien
Auf einer leicht befahrenen Straße, parallel zur Autobahn ging es nach Kúti und über die Grenze hinein in die Tschechische Republik. Wie immer kam ich mit den Beamten an der Grenze ins Gespräch und diese warnten mich vor Prag. Nach Breclav erreichte ich einen sehr schönen Abschnitt in Tschechien und fuhr zum Schloss in Lednice.Die nächsten Tage führten ich immer wieder vorbei an deutschem Kulturgut über die schöne Moldau nach Pilzen und von dort zur deutschen Grenzen bei Cheb wo mich eine schweizer Familie zum Abendbrot einlud. Ich muss wirklich sehr ausgehungert ausgesehen haben und wirklich, als ich mich zu hause auf eine Wage stellte hatte ich fast 10kg abgenommen, was bei meinem Gesamtgewicht von 64kg schon sehr beeindruckend aussieht.
Die Heimfahrt
Der nächste und vorletzte Tag meiner Tour führte mich durchs Fichtelgebirge und dort hin wo alles angefangen hat, zu meinem ersten Campingplatz an dem Ratscherstausee . Ich feierte das ich fast zu hause bin mit gutem Rhönbier. Nach genau 5 Wochen fuhr ich durch eine Zielschnurr vor dem Haus wo herzlich Willkommen zu hause drauf stand. Am Abend wurde gefeiert und ein paar Freunde kamen vorbei und hörten zu was mir in den letzten Wochen so wiederfahren ist.
Mathias Kranz